Seit 1996 arbeite ich im Auftrag der Bauhütte Stadtgottesacker e. V. an neuen Reliefs für die Bögen am Stadtgottesacker in Halle/Saale. Die Arkaden des Stadtgottesackers bestehen aus 94 Schwibbögen aus dem 16. Jahrhundert, von denen 27 durch Kriegseinwirkung und anschließendem Verfall komplett zerstört wurden, so dass sie durch neue Bögen ohne Reliefschmuck ersetzt werden mussten.
Es ist das Ziel des halleschen Vereins Bauhütte Stadtgottesacker e.V., die Bögen der für die Anlage besonders wichtigen Westseite mit neuen Reliefs und Inschriften zu versehen. Gerade diese Seite der Arkaden war besonders stark von der Zerstörung betroffen. Zwischen Bogen 1 und Bogen 17 konnten lediglich 4 Originale aus der Renaissance erhalten werden. Eine Rekonstruktion der Originale ist aufgrund fehlender Dokumentation nicht möglich. Versuche in dieser Hinsicht waren im Ergebnis unbefriedigend. Daher sieht die denkmalpflegerische Zielsetzung vor, neu gestaltete, zeitgenössische Reliefs anbringen zu lassen. Sie sollen sichtbar neu sein, sich aber dennoch in das Renaissance-Ensemble einfügen.
Überzeugungsarbeit war zu leisten, damit es möglich werden konnte, an einem so hochrangigen Denkmal wie dem Stadtgottesacker derartiges zu machen. Meine Diplomarbeit im Jahr 1998 war der Anfang. Mit großem Aufwand entwarf ich das Relief für den ersten dieser neuen Bögen und führte es ihn in Sandstein aus. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt. Aufgrund des Resultates der Diplomarbeit wurde es möglich, weitere neue Bogenreliefs in gleicher Art Weise zu gestalten. Inzwischen arbeite zusammen mit Martin Roedel und Maya Graber. Gemeinsam haben wir 2007 einen Entwurf unseres Lehrers Bernd Göbel in Stein gehauen. Nach 15 Jahren Arbeit habe ich im Jahr 2011 das letzte noch fehlende Relief an der Westseite ausgeführt.
Seit Herbst 2013 sind alle sieben komplett zerstörten Bögen der Nordseite mit neuen Reliefs und Inschriften versehen. 2014 haben wir drei der vier Bögen der Süd-West-Ecke mit neuen Reliefs ausgestattet.
Marcus Golter, 2013